Was passiert, wenn Berge, Flüsse, Bäume, Tiere, Pilze, Dinge, Geistwesen, Ahnen und Menschen sich begegnen? Im Fokus der Ausstellung steht die Frage, wie Menschen ihre Beziehungen zu anderen Wesen neu denken und verändern können, um Wege aus der planetaren Krise zu finden.
Ausgehend von 165 Objekten aus der Sammlung des MKB, zeitgenössischen Kunstwerken und vielen Stimmen aus verschiedenen Regionen der Erde, hinterfragt die Ausstellung eine menschenzentrierte Weltsicht.
Aus dieser Perspektive sind Land, Berge, Flüsse und Dinge Ressourcen, die für ein globales, profitorientiertes Wirtschaftssystem ausgebeutet werden. Damit einher gehen Gewalt und Enteignung, Vertreibung und Unterdrückung. Kolonisierende und extraktivistische Praktiken gefährden die Bewohnbarkeit der Erde.
Die planetare Krise fordert uns heraus, unsere Beziehungen zur Mitwelt zu überdenken und neu zu knüpfen. Was wäre, wenn andere Wesen lebendig und gleichberechtigt sind?
Mehr als ein Baum
Der beschnitzte Baum in ersten Raum ist für Kamilaroi-Gemeinschaften in Australien mehr als ein Baum. Er ist Vorfahre und Familienmitglied, verkörpert Wissen und verfügt über Handlungsfähigkeit.
Der Wald ist im indigenen Verständnis im Tiefland Südamerikas ein lebendiges Wesen mit Lebenskraft, das einen Körper hat und atmet. Zeichnungen vom Jagen, Sammeln, Fischen und Pflanzen aus dem paraguayischen Chaco zeigen in einem zweiten Raum, dass dort keine Trennung zwischen Natur und Kultur existiert. Pflanzen, Tiere und Geistwesen verfügen über Empfindungs- und Handlungsfähigkeit und führen ein Leben in eigenen Kollektiven.
Rechte für Erde, Berge und Flüsse
In einem dritten Raum machen Altäre mit wirkmächtigen Bildern, Skulpturen und Opfergaben bewusst, dass Wesen wie der Berg Meru Manifestationen des Göttlichen sind. Pachamama, Mutter Erde, fand in Ecuador und Bolivien als Spenderin der Lebenskraft Eingang in die jeweilige nationale Verfassung. 2017 gewährte die neuseeländische Regierung dem Whanganui-Fluss, der für die Maori Vorfahre und Familienmitglied ist, den Status als juristische Person.
Neuere Forschungen zeigen, dass Leben aus Symbiosen und wechselseitiger Abhängigkeit besteht. Menschen und andere Wesen machen und bewohnen ihre Welten miteinander.
Inspiriert von den Tagebuch-Zeichnungen des Basler Aktivisten Bruno Manser, der sich für den Erhalt des Regenwaldes in Borneo einsetzte, hat das Institut für textiles Forschen aus Basel einen Baumriesen für die Ausstellung geschaffen. Er lädt Besucher*innen ein, mitzuknüpfen und sich dadurch als Teil der Geflechte des Lebendigen zu erfahren.
Die Begleitpublikation «Alles lebt» ist auf Deutsch und Englisch im Museumsshop oder im Buchhandel erhältlich.
ISBN 978-3-7757-5623-5 (Deutsch)
ISBN 978-3-7757-5624-2 (Englisch)
Medienspiegel:
Wie eine Welt im Gleichgewicht aussehen könnte: srf.ch
Ritual befreit hundertjährigen Geist: Basler Zeitung
Ein Baum als Fingerzeig: Badische Zeitung
Der Mensch mal nicht im Mittelpunkt: bajour
Der Baumstamm im Stammbaum: bz
Hier wird die Lebendigkeit von Dingen beleuchtet: Blick