Stützsockel sendi, aus einer Dachkonstruktion mit Bhoma-Kopf aus Bali, Indonesien, vor 1937
Neben künstlerischer Qualität und ästhetischer Ausdruckskraft verkörpern Architekturteile
Aspekte und Vorstellungen der hindu-balinesischen Religion und des damit einhergehenden Weltbildes. Die Dreigliedrigkeit in Ober-, Mittel- und Unterwelt bestimmt auch die
Bauart der Gebäude, die ein Haupt (Dach), einen Körper (Wohnraum) und Füsse (Fundament) haben. Stützsockel (sendi) werden entweder im Fundament als Basis für Tragpfeiler
verwendet oder dienen als Sockel der Pfeiler im Dachrahmen, die den Firstbalken stützen.
Eines der auffälligsten Verzierungselemente in der balinesischen Architektur ist der Kopf
des Dämonen Bhoma. Man findet sein Gesicht mit den grossen, aufgerissenen Augen und
den furchteinflössenden Reisszähnen an Tempel- oder Palasteingängen genauso wie an
Stützsockeln. Als Sohn des Gottes Wisnu und der Erdgöttin Pertiwi wird er als Erd- und
Unterweltdämon geboren. Auf Architekturteilen hat er eine apotropäische Wirkung: Er
hält negative Einflüsse fern und wehrt böse Geistwesen ab.
Kalebassenschale aus Bamako, Mali vor 1987
Im Gegensatz zu Gefässen aus Ton sind Kalebassenschalen leicht, aber ebenso zerbrechlich.
Risse werden repariert, und die Reparaturnähte belegen nicht nur die Wertschätzung
solcher Gefässe, sie sind auch ästhetische Zeichnungen.
In Mali und der Côte d’Ivoire sind die Frauen der Schnitzer darauf spezialisiert, Kalebassen
zu flicken, und bieten auf Märkten ihre Dienste an. Bei dieser Halbschale wurden an
beiden Seiten des Sprunges mit einem Eisenstab kleine Löcher gebohrt, danach hat man
den Riss mit einer Wulst aus Pflanzenfasern als Dichtungsmaterial verschlossen und mit
einer zähen, biegsamen Faser zusammengenäht. Durch die ‹Narbe› bleibt die Bruchstelle
sichtbar.
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