«Plötzlich ist die Welt gross»
Kinderliedermacher Andrew Bond gibt diesen Sonntag bei uns ein Open-Air-Konzert. Im Interview erzählt er, wie er die Welt und die Kulturen sieht.
MKB: Herr Bond, Sie sind in verschiedenen Kulturen aufgewachsen. Wie haben diese Sie geprägt?
Ich habe gelernt, dass es ganz verschiedene, gleichwertige Arten gibt, die Welt zu sehen und sein Leben zu führen. Im Kongo, in Nordengland oder in der Schweiz gibt es so unterschiedliche Lebensformen, Weltanschauungen, Mode, Musik, Familienbilder, Manieren etc., und alle haben ihr Gutes und ihr Problematisches. Und dass ich immer zwischen verschiedenen Sprachwelten hin und her wechselte, hat mein Gefühl für Sprache, (Sprach-)Melodien, Humor und Tiefgang ganz sicher positiv beeinflusst.
Es gibt im Umgang mit Kindern nie keine Kultur
Wie wichtig ist Kultur, sind die verschiedenen Kulturen für Kinder?
So wie es nie «kein Wetter» gibt, gibt es im Umgang mit Kindern auch nie «keine Kultur». Kinder sind der Kultur immer und überall ausgesetzt und zwar immer auch verschiedenen. Homogene Kultur gibt es vielleicht irgendwo an den Rändern oder gab es früher mal, aber bei uns in der Schweiz schon lange nicht mehr. Nur schon die Eltern sprechen häufig eine andere Sprache oder Mundart, feierten selber als Kinder anders Weihnachten oder Geburtstag. Und dann kommen die Nachbarn dazu, Klassenfreunde, und plötzlich ist die Welt gross und unterschiedlich, reich und vielfältig und dadurch manchmal auch etwas bedrohlich. Hier ist es von Bedeutung, dass die Kinder Eltern und Betreuer haben, die sie auf diesem Weg begleiten.
Ich bin übrigens nicht erstaunt, dass Menschen, die als Künstler, Sportler, Denker, Weltveränderer etc. Aussergewöhnliches leisten, häufig Eltern aus verschiedenen Kulturen hatten oder in verschiedenen Welten gelebt haben.
Nirgends auf der Welt gibt es keine Musik
Was bedeutet es für Sie, im Museum der Kulturen Basel aufzutreten?
Musik ist eine Art Muttersprache der Seele. Nirgends auf der Welt gibt es keine Musik. Alle Eltern weltweit singen ihren Kindern schon seit Urzeiten vor. Alle Menschengruppen vertiefen ihre Rituale und Bräuche mit Musik. Insofern spricht es für ein Museum der Kulturen, wenn dort auch Musik gelebt wird. Ich freue mich drum auf das Konzert. Und auch, weil ich das letzte, das ich bei euch im Hof geben durfte, in bester Erinnerung habe.
Und wenn wir es schon von Kulturen haben: Als Zürcher Mundartliedermacher waren Basel und Bern die letzten Bastionen, die es zu knacken galt. Es dauerte wirklich eine Weile, aber heute spiele ich immer sehr gerne und relativ häufig im Raum Basel! Bei meinem Lied vom Gritibänz zum Beispiel sangen die Basler früher konsequent Grätimaa, aber heute tun das nur noch die wenigsten ;-)