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Ein Artefakt mit Zukunft

Das Tragenetz namens Cho’jac findet man heutzutage vorwiegend in ethnologischen Museen. Auch Thomas Kilian Bruderer hat es dort angetroffen.

Der Student war begeistert von der Erscheinung des Netzes, staunte über Stabilität und Flexibilität – bis ihm ein befreundeter Ethnologe den Tipp gab, das Tragenetz im mexikanischen Hochland zu suchen. Seither wurde die Faszination zur nachhaltigen Zusammenarbeit – mit Ergebnissen, die bis in unseren Museumsshop reichen.

Eine lateinamerikanische Frau trägt mit einem Tragnetz eine schwere Last und spinnt dabei einen Faden.

Ein lateinamerikanisches Tragenetz, gefunden in unserer Fotosammlung

In der Kultur der Maya-Tzotzil gehört das Tragenetz seit Jahrtausenden zum Alltag dazu. Mit dem leichten Beutel lassen sich leichte als auch schwere Dinge transportieren. Nicht nur über die Stirn, auch über die Schulter.

So praktisch es auch ist, der Weg zum stabilen und dehnbaren Netz ist lang: Die Verarbeitung der Fasern der Agavenpflanze nimmt in Handarbeit mehrere Wochen in Anspruch. Der Import billiger Ersatzprodukte und die damit schwindende Nachfrage stellen somit eine ernsthafte Bedrohung für das Weiterbestehen dieser Handwerkstradition dar.

Hier versucht Thomas Kilian Bruderer mit seinem Projekt Cho’jac anzusetzen.

Das Wissen um seine Herstellung wird mündlich von Generation zu Generation weitergegeben. (Bild: Chojac.net)

Cho’jac, entstanden aus einer Masterarbeit Bruderers, geht es nicht bloss um das Design der Beutel. Eher zielt die junge Marke auf die Einbettung in den grösseren Zusammenhang ab. Nachhaltig gewonnene Materialkomponenten werden aus heimischer Produktion bezogen, die indigenen Handwerksfamilien werden in die Prozesse mit eingebunden.

Vielseitige Nachhaltigkeit

Der Grundsatz der Nachhaltigkeit bezieht sich nicht nur auf die Produzenten und die Materialien. Ein Teil des Verkaufserlöses wendet Cho’jac dafür auf, den lokalen Gemeinschaften kostenlose Flechtkurse anzubieten. Damit die Tradition des Netzflechtens bewahrt werden kann.

Was daraus entsteht, ist ein Qualitätsprodukt, dessen Wert nicht in einem seltenen Material oder einem Marken-Logo besteht. Der Wert zeigt sich in der Nachhaltigkeit, die weit über die Herstellung hinausgeht.