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Objekte auf Reisen

179 Objekte aus dem Museumsbestand wurden im vergangenen Jahr ausgeliehen und in anderen Ausstellungen gezeigt: 30 fanden ein temporäres Zuhause in der Schweiz, 149 im Ausland. Wir blicken für den Blog hinter die Kulissen und fragen: Gibt es das typische Leihgeschäft?

«Jede Leihgabe ist anders» sagt Aila Özvegyi, Direktionsassistentin im Museum. Sie koordiniert die Leihgeschäfte und ist Schnittstelle der Kommunikation zwischen Leihnehmenden und Museum. Sie ergänzt: «Die Objekte und Anfragen sind so unterschiedlich, dass es keinen typischen Ablauf gibt.»

Zu sehen ist eine hölzerne Blumenpresse mit ledernen Bändern.

Diese Blumenpresse mit der Bezeichnung «Flora Alpina» bereichert die Ausstellung «Die Schweiz anderswo» im Forum Schweizer Geschichte in Schwyz – davor war sie bei uns in «Wünsch dir was» ausgestellt.

«Viele Institutionen kennen Teile unserer Bestände und wissen genau, welche Objekte sie ausleihen möchten»

In den meisten Fällen beginnt ein Leihgeschäft bei der zuständigen Abteilung. Das Rätische Museum in Chur interessierte sich beispielsweise für Keramik, liess dafür auch in unseren Depots in Basel forschen.

«Viele Institutionen kennen Teile unserer Bestände und wissen genau, welche Objekte sie ausleihen möchten», sagt Aila Özvegyi. Es folgt ein offizielles Leihgesuch an die Museumsdirektion. Dieses enthält auch Informationen über die geplante Ausstellung, in der das Objekt gezeigt werden soll.

Zu sehen ist eine Keramik mit Verzierungen.

Diese Keramik wird aktuell im Rätischen Museum in Chur gezeigt. Dieser Leihgabe gingen zahlreiche Recherchen, Forschungen und Depotbesuche voraus.

Abteilungsübergreifendes Teamwork

Ab diesem Zeitpunkt ist bei einem Leihgeschäft Teamwork gefragt. Die Kuratorinnen und Kuratoren geben Inputs über die Hintergründe des Objekts, während sich die Sammlungsverwaltung mit logistischen Fragen befasst, die Objekte aus dem Depot holt und für die Bearbeitung bereitstellt.

Die Abteilung Konservierung und Restaurierung prüft die Ausleihe aus ihrer Sicht, bearbeitet die Objekte und legt die Bedingungen fest.  

«Das Museum versucht, alle Leihgesuche zu ermöglichen», so Aila Özvegyi. Doch nicht jedes Leihgeschäft kann auch stattfinden,  denn manche Anfragen sind zu kurzfristig oder die Objekte sind für andere Ausstellungen eingeplant. Auch fehlende (personelle) Ressourcen können ausschlaggebend sein, denn der eigene Ausstellungsbetrieb muss stets gewährleistet werden können.

Bei wieder anderen Leihgeschäften scheitert es an der Transportfrage: Dieser muss, besonders bei fragilen Objekten, von einer professionellen Spedition durchgeführt werden.

Das sogenannte Sklavenbrett beinhaltet eine Peitsche und Fesseln.

Dieses Brett mit Sklaverei-Gegenständen wurde auch an das Forum Schweizer Geschichte in Schwyz ausgeliehen. Es stammt aus der Sammlung Basler Mission und wurde schon mehrfach im MKB ausgestellt, zuletzt in der Ausstellung «Migration».

«Die Transportunternehmen übernehmen dann auch die Zollabwicklung», meint Aila Özvegyi erleichtert. Denn bei Transporten ins Ausland müssen alle Leihgaben entsprechend deklariert werden. Für die Aus- und Wiedereinfuhr von Objekten aus Elfenbein oder Vogelfedern gelten beispielsweise klare Richtlinien und es werden entsprechende Dokumente (CITES-Zeugnisse) benötigt.

Betrachtung im neuen Kontext

So unterschiedlich die Anfragen auch sein mögen, wenn ein Leihgeschäft zustande kommt, profitieren alle Beteiligten: Es werden neue Fragen und Erkenntnisse  an unsere Bestände herangetragen, Objekte die thematisch nicht in unseren eigenen Ausstellungen integriert werden können, werden als Leihgaben in anderen Institutionen zugänglich gemacht und in neuen Kontexten betrachtet. Leihgeschäfte tragen damit immer auch zur Erschliessung und Bearbeitung der eigenen Sammlung bei.