«Sprache ist Kultur»
2019 findet das UNESCO-Jahr der indigenen Sprachen statt. Als indigene Sprachen bezeichnet werden rund 4000 der weltweit 7000 gesprochenen Sprachen. Die meisten gelten als bedroht, alle zwei Wochen verklingt gemäss UNESCO eine davon. Wir haben mit Beatrice Voirol, Leiterin Ozeanien und Kuratorin im Museum, über die Wichtigkeit indigener Sprachen gesprochen.
Museum der Kulturen Basel: Ist das Thema der indigenen Sprachen für Ethnologinnen und Ethnologen wichtig?
Beatrice Voriol: Sprache ist elementar, denn nur in Gesprächen lernt man. Sprache ist auch immer wieder eine grosse Hürde, denn will man in einer bestimmten Region als Ethnologin arbeiten sollte man die Sprache beherrschen. Doch manchmal ist das fast unmöglich, wie bei meiner Feldforschung in Papua/Indonesien. Zwar habe ich die Umgangssprache Indonesisch gelernt, aber nur wenig der Sprachen wie Dani oder Yali in den Gebieten in denen ich mich aufgehalten habe. Sprache transportiert Kultur und ist Kultur.
MKB: Weshalb gibt es ein Internationales Jahr der indigenen Sprachen?
BV: In vielen Gegenden der Welt werden indigene Sprachen, meist bewusst, nicht gefördert oder auch aktiv unterdrückt und sterben deshalb aus. Frühere Kolonialmächte und heute Nationalstaaten hatten und haben kein Interesse, dass sich Gruppen in einer für sie unbekannten Sprache verständigen konnten und so ihre Kultur leben. Erstaunlich ist, dass selbst in Australien Sprachen aussterben, weil beispielsweise in der Schule kein zweisprachiger Unterricht angeboten wird. Sprache wird nicht als Chance gesehen, sondern als Gefahr.
MKB: Welches ist Ihr Lieblingswort in einer indigenen Sprache?
BV: Auf Yolngu Matha (die Sprache, die auf Milingimbi unter anderen gesprochen wird) heisst ja yo. Das finde ich lustig, weil es wie unser baseldeutsches jo klingt. Ausserdem mag ich bäru, die Bezeichnung für das Krokodil, das dort seinen Lebensraum hat.