Nicht wieder der Totenkopf
An Silvester machen sich die Menschen Gedanken, wie das nächste Jahr wohl sein wird, was das Schicksal für sie bereithält. Um Antworten auf diese Fragen zu finden, gibt es viele Bräuche. Zu zweien haben wir Objekte in der Museumssammlung gefunden.
Was könnte das nur sein? Ist das klitzekleine Objekt aus Blei mit der Signatur VI 5667 ein Tier mit aufgestelltem Schwanz und offenem Mund? Könnte es ein stilisierter Mensch sein im bauschigen Abendkleid? Ist es ein Werkzeug?
Das Stück Blei entstand beim Bleigiessen. Dieser Brauch sorgte lange für Unterhaltung beim Jahreswechsel. Dabei wählten die Teilnehmenden zunächst ein vorgeformtes Symbol und schmolzen dieses in einem Löffel über einer Kerzenflamme. Sobald sich das Stück ganz verflüssigt hatte, kippten sie den Löffelinhalt in eine Schüssel mit Wasser, sodass die Masse sich verfestigt und beim plötzlichen Erkalten spannende Formen annahm. Die fertig gegossenen Stücke wurden anhand von Form und Schattenwurf gedeutet, um das kommende Jahr vorherzusagen.
Heutzutage ist Bleigiessen in der EU verboten, da es ein Gesundheitsrisiko darstellt. Dafür wird Zinn und Wachs gegossen – das sind ökologische Alternativen –, um einen Blick in die Zukunft zu erhaschen.
Nach dem Glück greifen
Im ehemaligen Ostpreussen war der Brauch des «Glücksgreifens» in der Silvesternacht weit verbreitet. Als Orakel dienten hier Symbole aus Brotteig oder Ton – von menschlichen Figuren über Nahrung bis hin zu Glückssymbolen.
Die Symbole wurden unter umgedrehten Tellern verborgen. Die Teilnehmenden durften nacheinander zunächst einen Teller aufdecken, um einen Blick in ihre Zukunft zu werfen. Danach wurden die Symbole wieder zugedeckt, gemischt und neu aufgedeckt. Dies wurde noch zwei Mal wiederholt. Insgesamt durften alle drei Mal nach ihrem «Glück greifen». Je öfter dasselbe Symbol aufgedeckt wurde, desto relevanter wurde es für das kommende Jahr.