Glück zum Jahresanfang
In der Ausstellung «Erleuchtet – Die Welt der Buddhas» schaut Daruma die Besucherinnen und Besucher relativ grimmig an. Er hat sich aber zum Glücksbringer entwickelt.
Zum Jahresanfang werden in Japan viele Daruma ver- und gekauft. Sie sind klassische Glücksbringer. Malt man eines seiner Augen aus und wünscht sich dabei ganz fest etwas, soll der Wunsch in Erfüllung gehen. Wenn dem so ist, wird das zweite Auge ausgemalt und der Daruma in einem Tempel zeremoniell verbrannt.
In der Figur stecken viel Geschichten und Legenden. Daruma ist der japanische Name für den Mönch Bodhidharma, der zwischen 440 und 528 lebte. Er gilt als Begründer des Chan- und Zen-Buddhismus.
Ausdauernd
Er wird rund, ohne Arme und Beine dargestellt. Dafür gibt es verschiedene Erklärungen: Er verstecke die Gliedmassen unter der Mönchsrobe, lautet eine. Er habe neun Jahre meditiert, so dass seine Gliedmassen verkümmerten, besagt eine andere.
Deshalb auch wird er für seine Ausdauer und Standhaftigkeit verehrt. Die Figuren enthalten dementsprechend im Boden oft ein kleines Gewicht und kommen wie Stehaufmännchen immer wieder «auf die Beine». Daruma wird deswegen auch mit dem japanischen Sprichwort «nanakorobi yaoki» in Verbindung gebracht: siebenmal hinfallen und achtmal wieder aufstehen.
Gesund
Auffällig sind die Augenbrauen, die Kraniche symbolisieren. Mund und Barthaare stellen Schildkröten dar. Beide Tiere verkörpern in Japan Gesundheit und langes Leben. Weswegen Daruma Gesundheit, Glück und Erfolg bescheren soll.
Zwei Legenden ranken sich auch um seine grossen, leeren Augen: Weil Daruma zu Beginn seiner Meditation einschlief, soll er sich seine Augenlider abgerissen haben, damit die Augen nicht mehr zufallen konnten. Die Lider hätten sich in Grünteeblätter verwandelt und halten seither die Menschen wach.
Zu einem Glücksbringer entwickelte sich Daruma im 18. Jahrhundert: Ein Mönch aus der Stadt Takasaki soll damals Daruma-Figuren als Glücksbringer an Gläubige verteilt haben. Heute ist die Stadt die grösste Produzentin der Figuren.
Verschenkt werden Daruma zu Hochzeiten. Sie sollen dem Ehepaar Glück und ein erfülltes gemeinsames Leben bescheren. Jugendliche bestehen mit Daruma Aufnahmeprüfungen an gute Universitäten. Politiker beginnen ihren Wahlkampf mit dem Bemalen eines Daruma-Auges und hoffen dadurch auf ein gutes Wahlergebnis. Firmen kaufen grosse Daruma, damit sie ihre Jahresziele erreichen.
Heldenhaft
Daruma ist nicht nur zum Glücksbringer geworden, sondern wird auch als Begründer der Shaolin-Kampfkünste angesehen. Vermutet wird allerdings, dass er «nur» Yoga-Übungen im Shaolin-Tempel von Song Shan in China einführte, wo er sich niederliess. Ob sich aus diesen Kung-Fu entwickelte, ist nicht eindeutig belegt.
Im Kloster wird Kampftechnik vor allem zur Meditation betrieben. Die heldenhaften Shaolin-Mönche, wie wir sie aus Actionfilmen und -serien kennen, sind also ein Produkt von Hollywood.
Passender ist, dass die Schneemänner in Japan «Schnee-Daruma» heissen …