Gesucht: Wappenpfahl
Das Projekt «Who is Who in der Sammlung des MKB» macht sich auf die Spuren von Personen und Institutionen, die dem Museum Objekte verkauft, vermacht oder geschenkt haben. Eine Korrespondenz hat uns durch ihre Dauer neugierig gemacht.
Zwischen November 1927 und Februar 1929 war es Felix Speiser, Mitglied der Museumskommission und erster Professor für Ethnologie der Universität Basel, sehr wichtig, einen Wappenpfahl der Nordwestküste Amerikas zu erwerben. Er kontaktierte Dr. Armin Im Obersteg, der für die Canadian Pacific Railway Company arbeitete, um sich über die Kaufmöglichkeit eines Wappenpfahles zu erkundigen. Daraufhin bekam er ein paar Fotografien, die vom Department of Mines, Geological Survey of Canada, gemacht worden waren. Diese finden sich heute in einem Couvert im Dokumentenarchiv des MKB, auf dem «Fotos Pfähle» steht.
Die Museumskommission war bereit, insgesamt 4000 Franken inklusive Lieferkosten dafür auszugeben – eine für damalige Begriffe extrem hohe Summe. Speiser hatte dem Direktor des National Museum of Canada die Merkmale des gewünschten Objekts beschrieben: in gutem Zustand, auf der ganzen Länge geschnitzt, mit menschlichen und tierischen Darstellungen, mit Farbresten und nicht höher als 50 Füsse (ca. 15 Meter).
Von grossem Wert für unsere Sammlung
Den Transport zu organisieren, war äusserst kompliziert. Viele logistische Fragen erschwerten den Prozess. Leider ist die Korrespondenz unvollständig und nicht alles nachvollziehbar. Eines ist aber klar, der Kauf war schlussendlich unmöglich. Das lange Hin und Her fand ein Ende – ohne Pfahl.
Wieso war es Felix Speiser so wichtig, ein derartiges Objekt in der Sammlung zu haben? In einem seiner Briefe gibt er uns einen Hinweis dafür: «Der Besitz eines solchen Pfahles wäre für unsere Sammlung von grossem Werte gewesen.»
Ende des 19. Jahrhunderts hatte die Bevölkerung der Nordwestküste Amerikas sowohl wegen einer schweren Pockenepidemie als auch aufgrund von Missionierungen langsam aufgehört, Wappenpfähle herzustellen. Zudem hatten politische Massnahmen Diskriminierung gefördert, wie das Verbot des Potlatch, ein wichtiges Fest von grosser kultureller und sozialer Bedeutung, bei dem viele Sachen verschenkt oder ausgetauscht werden, darunter oft Pfähle.
Ausbeutung
Museen, Kuratoren, Händler und Ethnologen hatten besonders zwischen 1880 und 1920 die Region regelrecht ausgebeutet. Pfähle und Objekte wurden mit oder ohne Erlaubnis gesammelt, um in Museen in den USA, in Kanada und Europa zu landen. Man dachte, diese Kulturen seien vom Aussterben bedroht.
Museen waren angespornt, im Namen der Wissenschaft alles Mögliche dieser Kulturen zu «retten» und aufzubewahren, bevor sie unwiderruflich durch den Kolonialismus verändert würden oder ganz verloren gingen. Ein Ziel war jedoch auch, grossartige Ausstellungen mit Prachtobjekten konzipieren zu können. Das begehrenswerteste Stück für eine museale Sammlung war eben ein Wappenpfahl.