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Zum Tanzen bringen

Bevor Exponate in eine Ausstellung kommen, gehen sie durch die Hände unserer Restauratorinnen und Konservatoren. Diese bauen auch Halterungen. Das Resultat können die Besucher*innen ab dem 29. April bestaunen.

«Es sind nun alle Exponate in den Ausstellungsräumlichkeiten.» Dies wurde vorgestern an einer Sitzung verkündet. Die neue Ausstellung «Stückwerk» öffnet in acht Tagen, am 29. April ihre Tore. Der Endspurt hat begonnen.

Das Patchworktuch aus Ghana hat seinen Platz gefunden. Restauratorin Anne-Rose Bringel sorgte im Vorfeld dafür, dass das Objekt aufgehängt werden konnte. Der Zustand des Tuchs bestimmte, wie es ausgestellt werden kann und welche Arbeiten dafür vorgängig am Objekt ausgeführt werden mussten.

Zwei Hände in blauen Handschuhen tasten ein Stück eines Patchworkobjekts ab.

Die schadhafte Stelle eines Patchworktuchs wird genau angeschaut

Unter dem Mikroskop sah die Textilspezialistin, aus welchem Material gewisse Teile sind. Aus der Datenbank entnahm sie, woher das Tuch kommt und wann es hergestellt wurde. Daraus zog sie Schlüsse über Machart und allfällige Behandlungen.

Rückformen

Selber notierte Bringel, in welchem Zustand sich das Objekt befindet und ob sie Spuren gefunden hatte von Bearbeitungen. Sie stellte fest, dass das Textil wellig ist und Löcher hat sowie Beschädigungen aufweist.

Es sei ein altes Textil, aus der Form gekommen, verzogen. Für sie bedeutete das: Das Textil rückzuformen.

Eine Patchworkdecke hängt an einer weissen Wand. Sie besteht aus vielen Stoffteilchen in allen möglichen Farben und Mustern.

Das Patchworktuch wurde in Form gebracht und aufgehängt

Zudem gab es Stellen, an denen schwarze Patchworkteile zerfasert waren. Grund dafür könnten schädliche Rückstände in der zum Färben verwendeten Eisenbeize im Stoff sein. Um diese beschädigen Bereiche zu schützen, unterlegte Bringel diese Stellen mit Stoff: Sie nähte Stoff der gleichen Farbe darunter an, mit einer runden Nadel, mit einem speziellen grossen und daher bei Bedarf gut wieder aufzulösenden Stich, mit einem ganz dünnen Seidenfaden.

Bohren

Währenddessen ging es in der Metallwerkstatt heiss zu und her. Friederike Szlosze und Augustin Duc stellten Halterungen für Exponate her. Dafür wurde sorgfältigst gelötet und gebohrt.

Ein Mann beugt sich zu einem Arbeitstisch, auf dem er feine Metallstangen zusammenlötet.

In der Werkstatt geht es heiss zu und her

Beide haben Erfahrung damit. Selbstverständlich ist es nicht, dass solche Arbeiten in einer musealen Restaurierungs- und Konservierungsabteilung durchgeführt werden. Aber es macht die Ausstellungsgestaltung leichter. So konnte das egungun-Gewand aus Benin zum Beispiel zum Tanzen gebracht werden – wie es sich die Kuratorin wünschte.

Zwei Hände befestigen ein Metallgestell unter einem farbigen Kostüm.

Die komplexe Halterung wird vor Ort ausprobiert

Die Halterungen dafür zu bauen, war gemäss Szlosze sehr anspruchsvoll. Die Restaurator*innen mussten genau überlegen, wo Öffnungen im Gewand sind, durch die Metallstangen der Halterung geführt werden können. Sie erstellten ein eigenes Konzept für die komplexe, dreiteilige Halterung. Wichtig war, dass nirgendwo Druck ausgeübt wurde, sich die Halterung nicht abzeichnete und der Samtstoff nicht beschädigt wurde.

Teil eines farbigen Kostüms, unter dessen flatternden Teilen die Metallhalterung sichtbar ist.

Mit dem richtigen Halt wird das Tanzen ermöglicht

Für einige der über 200 Exponate konnte auf bestehende Halterungen zurückgegriffen werden. Für weitere rund 70 Objekte wurde jeweils eine ganz genau passende Halterung angefertigt.