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Chinesisches Neujahrsfest

In China wird das neue Jahr nicht dem gregorianischen Kalender entsprechend am 1.1., sondern gemäss alter Tradition dem Mondkalender nach gefeiert: So startet in China das neue Jahr erst heute, am 01.02.22.

In China und vielen Teilen des asiatischen Raums steht ein Jahr immer im Zeichen eines von zwölf Tieren: Ratte, Ochse, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Schaf, Affe, Hahn, Hund und Schwein. Diese Tierzeichen wechseln sich genau in dieser Reihenfolge ab, womit alle zwölf Jahre ein neuer Zyklus beginnt.

Jedes Tier hat seine eigenen Charaktereigenschaften. Von diesen Eigenschaften abhängig lesen die Leute ab, wie sie sich in diesem Jahr verhalten sollen. Und je nach Geburtsdatum zeigt sich, ob es für einen selbst ein gutes oder schlechtes Jahr wird. Die Wichtigkeit und Kraft der Tiere spiegelt sich ebenfalls in der Reihenfolge: So wird der Ratte den höchsten Stellenwert zugeschrieben.

Der Tiger, der nun über dieses Jahr wacht, ist also das drittwichtigste Tier im Tierkreis. Zu den Tieren gesellt sich jeweils eines der fünf Grundelementen der Schöpfung: Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Dieses Jahr steht ganz im Zeichen des Wassertigers.

Kleiner, gelber Holztiger

Selbstgebastelte Tigerfigur aus unserem Neujahrs-Workshop

Mit dem neuen Jahr beginnt eine Zeit der Emotionen und grossen Entscheidungen, denn der Tiger steht für Kraft, Wagemut, und die Neigung, alles im grossen Stil anzugehen und durchzuziehen.

Kuratorin Stephanie Lovász fasst zusammen, was uns im Jahr des Wassertigers erwartet:

Das Jahr verspricht ein ereignisreiches und glückverheissendes Jahr zu werden, das auch die eine oder andere Veränderung oder Herausforderung bereithält. Der Tiger gilt als mutig, offen, abenteuerlustig und optimistisch, unabhängig, willensstark und voller Tatendrang. Aber er ist auch risikobereit und liebt Herausforderungen.

Das Element Wasser, das diesem Jahr ebenfalls zugeordnet ist, mildert das impulsive Temperament des bisweilen ungestümen Tigers und fördert Zusammenhalt und Kommunikation mit anderen. So lassen sich allfällige Herausforderungen, die das Jahr bringen könnte, gemeinsam besser bewältigen.

Scherenschnitt des Tigers mit rotem Papier

Ein Scherenschnitt aus unserer Sammlung

Das Fest des Jahres

In China wird das Neujahrsfest im grossen Stil und teils über Wochen hinweg gefeiert: Oftmals sind es für Chines*innen die einzigen Ferien im Jahr. Das jährliche Fest bringt deshalb auch die Gelegenheit mit sich, sich mit der Familie zu treffen.

Viele Chines*innen leben weit weg von ihrem Geburtsort und die Reise in ihre Heimatstadt oder ihr Heimatdorf entpuppt sich nicht selten als logistische Herausforderung. Kurz vor Neujahr stehen an den Bus- und Bahnhöfen schlangenweise Reisende an, um sich noch eines des begehrten Tickets zu ergattern. Neben den Anstehenden bilden sich Strassenstände, wo nützliche Reiseutensilien wie kleine Klappstühle oder Nackenkissen verkauft werden.

In den Wochen vor Neujahr wird alles mit viel Rot und Gold dekoriert – die Farben stehen für Glück und Wohlstand. In Stadtpärken und auf Plätzen werden riesige, mit Blumen geschmückte Skulpturen errichtet und Fussgängerpassagen werden mit einem Himmelsmeer aus roten Laternen bestückt. Wo man hinschaut, entdeckt man das neue Tierkreiszeichen: dekorativ an und in Schaufenstern als Scherenschnitte, als Plakate, an Girlanden und Laternen und auch Passanten tragen das aktuelle Zeichen an Jacken, Taschen, Hüten oder Schuhen.

Ruhende Millionenstädte

Metropolen, wie Guangzhou, sind während dieser Zeit wie ausgestorben: Vierspurige Strassen, die übers Jahr hinweg vor Dauerverkehr dröhnen und rauschen, ziehen sich nun leer und schweigend durch die Stadt. Wo kurz vor Neujahr noch reges Geschenkekaufen herrschte (ähnlich unserer Weihnachtseinkäufe), sind während den Festtagen die riesigen Kaufhäuser und Grosshändler geschlossen, ebenso die meisten Restaurants und Shops. Wer kann, geniesst die Zeit im engsten Rahmen der Familie zuhause oder, wenn es die pandemische Lage erlaubt, draussen im Park mit Feuerwerk, Blumen- und Laternenausstellungen.

Das mit den Tierkreiszeichen verbundene Neujahrsfest wird im asiatischen Raum je nach Land und Region zu verschiedenen Zeitpunkten gefeiert: In Japan zum Beispiel wird das neue Jahr dem gregorianischen Kalender nach am 1.1. eingeläutet, jeweils mit dem gleichen Tierzeichen wie später in China.

Monument in der Stadt Gaungzhou, das in allen Farben erleuchtet

Gaungzhou im Jahr 2020 (© Laura Kämpfen)

Einblick in Souvenirladen mit vielen Girlanden und alles mit Rot und Gold verziert

Souvenirladen in Singapur (© Kathrin Schwarz)