Haltung bewahren
Tagsüber bin ich schon etwas blind, das muss ich zugeben. Darum habe ich einen ziemlichen Faux-pas begangen.
Ich schlich in den zweiten Stock, um zu sehen, wie weit die neue Ausstellung «Alles lebt» ist. Dabei entdeckte ich ein faszinierendes Kunstwerk auf einem Tisch. Es war eine Art Gemälde-Skulptur, relativ düster, schwarz mit weissen Punkten und Strichen.
Fasziniert drehte ich viele Runden drumherum und drüber hinweg. Ich liess meiner Fantasie freien Lauf. Hatte Dutzende Ideen, was die Eisendinge, die aus dem Gemälde ragten, wohl darstellen könnten.
Allerdings sah das Ding etwas leblos aus. Wie passt das in die Ausstellung «Alles lebt», fragte ich mich.
Kunstbanause
Tja, es passte wunderbar respektive eine lebensgrosse Figur passte wunderbar auf die Platte mit den eisernen Vorrichtungen, die ihr Halt geben. Das war kein Kunstgegenstand, sondern ganz einfach eine ausgeklügelte Halterung für ein Exponat. Die Restauratorin verpasste ihr nur noch den letzten Schliff.
Etwas beschämt bin ich davon geflattert und prompt in einem roten Netz hängen geblieben. Ein Fangnetz? Ein Kunstwerk? Stopp! Ich lasse mich nicht nochmals auf Vermutungen hinaus.
Am 7. September ist Vernissage und da werden mir die Augen geöffnet. Und es wird ja Abend sein, also seh ich dann sowieso klarer und schärfer.
Wobei, es ist schon hohe Kunst, was die Gestalter und Restauratorinnen beim Aufbau produzieren!