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Ganz Ohr

Inklusion ist für das Museum wichtig. Die Mitarbeitenden werden in diesem Jahr in internen Anlässen für das Thema sensibilisiert. In einem ersten Workshop ging es um den Umgang mit Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung.

Guten Morgen, sagt Lua Leirner mit viel Schwung. Aber ohne Worte. Sie ist praktisch gehörlos und gibt uns Museumsmitarbeitenden einen Einblick in die Welt von Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung. Fürs Museum macht sie regelmässig Führungen für solche Personen.

Eine Frau in dunkler Kleidung mit langen, rötlich-braunen, lockigen Haaren steht vor einer Leinwand, auf der ein Tabellenschema erkennbar ist. Die Frau spricht mit den Händen.

Lua Leirner leitete den Workshop souverän

Leirner kann sprechen und beherrscht die Gebärdensprache. Und zeigt gleich ein paar Worte vor. Hm, die Gebärde für okay ist schwierig, wenn man gschtabige Finger hat. Das Wort für Basel ist einfacher. Hier spielt die Fasnacht mit, eine Hand wölbt sich übers Gesicht wie eine Larve.

In diesem Jahr hat sich das Museum intern das Motto «MKB inklusiv» gegeben. Wir Mitarbeitende sollen für inklusive Anliegen sensibilisiert werden. Den Anfang machte der Workshop mit Leirner.

Lippen lesen versuchen

Sie zeigt ein Video einer Frau, die etwas erzählt, aber ohne Ton. Grademal zwei Worte können erratet werden. Leirner lässt das Video nun so laufen, wie es eine Person mit Hörgerät erleben würde. Wir erkennen ein paar Worte mehr.

Eine dunkel gekleidete Frau steht vor zwei Frauen, die sitzen und zu ihr aufschauen. Die Frau hält die rechte Hand in die Höhe und in der linken Hand hält sie ein Modell eines Ohrs.

Alle waren ganz Ohr

Leirner weist daraufhin, dass es ganz unterschiedliche Hörbeeinträchtigungen gibt und betroffene Menschen auch individuell auf die Umwelt reagieren. Die einen lesen vom Mund ab, andere verständigen sich in Gebärdensprache, manche können gut reden (z.B. Ertaubte, die sprechen konnten, bevor sie taub wurden) und bei denen man die Beeinträchtigung anfangs vielleicht gar nicht bemerkt.

Sie sagt, wir dürfen Leute ruhig fragen, was für eine Art Hörbeeinträchtigung sie haben. Das kann auch bei der Verständigung helfen.

Immer Augenkontakt

Um eine Person auf uns aufmerksam zu machen, dürfen wir ihre Schulter antippen. Oder neben ihr kräftig Stampfen und vor sie hintreten.

Wichtig ist: Immer Augenkontakt haben mit der Person, wenn wir uns mit ihr unterhalten. Langsam und deutlich sprechen, aber nicht schreien. Ins Licht stehen resp. das Gesicht immer ins Licht rücken, eventuell mit der Lampe des Natels anleuchten, wenn es dunkel ist. Der ideale Abstand ist zwischen 60 und 100 Zentimeter. Beim Sprechen sollten wir den Kopf nicht bewegen.

Eine Frau in dunkler Kleidung mit langen, rötlich-braunen, gelockten Haaren steht vor einer Leinwand und hält den rechten Arm in die Höhe. Mit der Hand macht sie ein Zeichen.

Gebärdensprache ist nicht einfach

Bevorzugt verlegt man eine Unterhaltung in eine ruhige Umgebung. Wir sollen kurze Sätze machen und klare Ausdrücke wählen. Fremdwörter eher nicht verwenden, und wenn, dann aufschreiben. Und, scherzt Leirner, der störende Schnurrbart gehört abrasiert.

Auf einer Stuhlreihe sitzen Personen, die alle auf eine Frau schauen, die eine Kerze in der Hand hält und auf die Flamme pustet. Vor ihr steht eine weitere Frau und schaut ihr ebenfalls zu.

Beim Aussprechen eines P sollte die Kerze erlöschen

Sie meint, wir sollen daheim vor dem Spiegel üben und uns auf eine genaue Aussprache konzentrieren. Mit einer Kerze probieren wir die Buchstaben B und P aus. Die sind für Personen mit Hörbeeinträchtigungen schwierig zu lesen. Das B soll fein über die Lippen, das P mit Druck und Luft, damit die Kerze ausgepustet wird. Es klappt nicht immer aufs erste Mal.

Legt man sich einen Finger an einen Nasenflügel, spürt man die Vibration des Buchstabens N. Beim M summt es in der Brust. Das S erzeugt ein laues Lüftlein gegen die Hand. Im Workshop gingen uns Augen, Ohren und einige Sinne mehr auf.