Übersicht

Jedes Gespräch ist wichtig

Heute ist das nächste Projekt in der Reihe «Vor aller Augen» gestartet. Die MKB-Mitarbeitenden freuen sich auf anregende Gespräche mit dem Publikum. Wieso erklärt Direktorin Anna Schmid.

MKB: Frau Schmid, was ist das Ziel des Projekts?
Anna Schmid: Über drei Jahre sind wir nun Teil der Benin Initiative Schweiz (BIS). Jetzt machen wir an Objekten aus dem ehemaligen Königreich Benin die Ergebnisse öffentlich. Und wir möchten darüber reden. Denn es gibt gerade um die sogenannten Benin-Bronzen viele Diskussionen.

Direktorin Anna Schmid packt einen Stosszahn aus

Was sind Ihre Erwartungen?
Ich bin gespannt, wie die Besucher*innen darüber denken und wie gespalten sie in ihren Haltungen sind. Von den Medien wurde letzthin die pekuniäre Wertfrage aufgeworfen. Was hat dies ausgelöst? Für uns ist der intrinsische Wert wichtig. Das heisst, welche Bedeutung haben die Werke für Menschen hier und dort? Ich denke, es gibt auch Erklärungsbedarf zum «Transfer of Ownership», wie es in der Deklaration formuliert ist. Wir möchten Diskussionen führen und anregen und sind auf Argumente gespannt.

Was wird denn genau gezeigt?
Wir präsentieren 21 Dinge aus unserer Sammlung, dazu drei Objekte, die neu in unsere Sammlung gekommen sind – zwei Leopardenfiguren aus Nigeria und ein Kunstwerk des nigerianischen Künstlers Victor Ehikhamenor. Er stellte in Nigeria und Brüssel aus. Sein Werk zeigt eine Zukunftsperspektive. Er hat was war verarbeitet zu dem, was sein könnte.

Martino Meier und Anna Schmid kümmern sich um die richtige Lagerung eines Hahns

Wieso kommt das Ganze erst jetzt, wo die Diskussionen um Restitution nach Afrika schon Jahre laufen?
Das erste Projekt in der Reihe, «Dambana, Sri Lanka», war für uns viel drängender, weil wir Anfragen aus Sri Lanka hatten. Auch das zweite, «Hiva Oa, Französisch-Polynesien». Das dritte Projekt «Benin, Nigeria» ist sozusagen der vorläufige Abschluss des BIS-Projekts, in dem wir mit sieben anderen Schweizer Museen und nigerianischen Partner*innen zu den Provenienzen der sogenannten Benin-Bronzen geforscht haben. Und wir wollten so auch zeigen, dass die ganze Welt betroffen ist, nicht nur Afrika, was durch Macron und Frankreich in den Vordergrund geriet.

Warum sind die gezeigten Objekte noch nicht restituiert?
Weil es dazu bis jetzt keine Anfrage gibt.

Die sogenannten Benin-Bronzen werden aus der Ausstellung «Memory» entfernt

Restauratorin Viera Kučera kümmert sich am neuen Ausstellungsort um den Bronze-Kopf

In Zusammenarbeit mit dem Stadtkino zeigen wir morgen, 6. Februar, den Berlinale-Gewinner-Film «Dahomey». Studierende aus dem Staat Benin sagen darin: Was sollen wir mit läppischen 26 Objekten, wenn Tausende noch nicht heimkommen dürfen. Was würden Sie antworten?
Rundumschläge sind schwierig. Ich würde sagen: Jeder Anfang ist ein Anfang. Es muss sich etwas ändern, das ist angekommen. Jetzt gilt es auszuhandeln, was wichtig ist. Dass alle gleichzeitig da sind, muss das sein?

Was passiert mit den 21 Objekten des MKB nach dem 7. Mai?
Drei davon werden wieder in der Ausstellung «Memory – Momente des Erinnerns und Vergessens» zu sehen sein. Die anderen gehen ins Depot. Aber mit dem Werk von Victor Ehikhamenor ist eine Perspektive vorgegeben. Die Objekte tragen dazu bei, Anderes, Neues zu schöpfen, z.B. im Kunstbereich. Und durch jedes Gespräch, das wir im Projekt führen, kommt eine neue Schicht dazu.

 

Im Rahmen des Projekts gibt es eine Gesprächsreihe, in der gemeinsam mit Gästen die bewegte Geschichte und Gegenwart der Werke aus dem historischen Königreich Benin beleuchtet werden. Diese öffentlichen Dialoge bieten vielschichtige Einblicke in aktuelle Debatten um Herkunft, Bedeutung und Zukunft der Werke.

Den Anfang macht die «Ethnologie fassbar» von heute Abend um 18 Uhr. In einem nächsten Gespräch, am 16. Februar um 15 Uhr, ist Barbara Plankensteiner, Direktorin des MARKK in Hamburg, zu Gast. Weitere Termine finden Sie unter unseren Veranstaltungen.