Liebe finden an der Fasnacht
Von den feinen Sachen, die in der Schweiz an der Fasnacht gebacken wurden im vergangenen Jahrhundert, landeten einige in der Museumssammlung.

Dieses Gebäck ist rund 125 Jahre alt und stammt aus dem Kanton Bern
Sechs Schlüfküechli schenkte Rosette Stuber-Wüthrich*, die Frau des Museumsabwarts, 1906 dem MKB. Sie hatte das Fasnachtsgebäck aus ihrem Heimatkanton Bern mitgebracht. Vier Stück sind nach wie vor im Depot. Zwei mussten entsorgt werden, da sie sich zersetzten.

Die dreieckige Form ist ebenfalls charakteristisch für diese Art von Gebäck
1924 kam eine Fastenwähe aus dem Zürcher Unterland ins Museum. Das Geschenk von Gottlieb Binder werde jeweils an der Bauernfasnacht gegessen, besagt eine Notiz.
Mit Konfitüre
24 Jahre später schenkte ein gewisser Bänziger aus Oberägeri dem MKB einen Krapfen, ein Fasnachtsgebäck, das einer Teigtasche ähnelte. Es werde nur am Tag vor oder nach der Fasnacht gebacken, heisst es in der Beschreibung. Im Teigdeckel befand sich offenbar Konfitüre. Auch dieses Gebäck musste ausgeschieden werden.
Noch vorhanden ist ein Schlüfchüechli, das Dr. Robert Wildhaber dem MKB 1953 schenkte. Im Begleittext steht, im Gebiet der Stadt Aarau heissen sie Schlüferli. Sie würden nur an der Fasnacht gemacht.

Einiges jünger als die oberen Chüechli und aus einem anderen Kanton, aber immer noch in derselben Form
Die Schlüfchüechli oder Schlüferli (es gibt auch heute noch etliche Schreibweisen) sind eine in Öl – früher wurde meist Kokosöl oder Schweinefett verwendet – ausgebackene Süssigkeit. Der Teig wird in ca. 10 Zentimeter lange Streifen oder Trapeze geschnitten, in der Mitte längs eingeschnitten und dann zieht man die eine Seite durch die Öffnung (dureschlüfe).
Heiratsvermittler
Das Backen begann am «schmutzigen» Donnerstag, d.h. Backöfen gab es in Privathaushalten bis ins 20. Jahrhundert nicht unbedingt. Deshalb sind die alten Rezepte meist Herdgebäcke.
Offenbar offerierten heiratsfähige Frauen früher potenziellen Heiratskandidaten die Schlüfchüechli an der Fasnacht. Liebe ging also schon lange durch den Magen ...
*Andere Sammlungsgegenstände von Rosette Stuber-Wüthrich sind in der Ausstellung «Zwölftausend Dinge» zu sehen – noch bis zum 27. April 2025.