Bruchstücke entstehen durch Praktiken des Teilens. Museen, Kunsthandel sowie private Sammler*innen waren und sind daran beteiligt: Es wird zerteilt, zersägt, zerschnitten
und zerstückelt und nicht selten wieder zu Neuem zusammengefügt. Bei figürlichen Darstellungen fällt dies besonders auf – wenn etwa Körper- oder Geschlechtsteile fehlen
oder Reliefplatten, Sockel und Giebelfiguren von Bauten losgelöst wurden. In vielen
Fällen waren diese Stücke Teile der (häuslichen) Umgebung und stellen soziale,
kulturelle oder religiöse Vorstellungen dar. Einzig die Bruchstellen lassen erahnen,
welche Verbindungen gekappt, zerstört oder aufrechterhalten wurden.
Beschaffenheit – Bruchstellen können kantige, spitze, gespaltene, abgerundete, aber auch glatte Flächen oder Einstecklöcher sein – kurz: jegliche Struktur, die auf eine vormalige Fortsetzung hinweist oder diese erahnen lässt. Sie sind Zeugen vergangener Praktiken des Teilens. Mit Klebstoff, Kittmasse oder Sockeln wurden Bruchstellen kaschiert; der Grat zwischen Erhalten, Beschädigen, Reparieren und Präsentieren ist oft schmal.
Köpfe und Körper – Zahlreiche körperlose Köpfe und beschädigte Figuren befinden sich in der Sammlung. Während bei den einen sichtlich Gewalt angewendet wurde, deuten die Bruchstellen bei anderen auf Alterserscheinungen, natürliche Fragmentierung oder Abnutzung hin. Bleiben Stellen leer, tauchen Fragen zu dem auf, was fehlt.
Architektur – Schnitzereien, Reliefs oder bemalte Oberflächen sind Ausdruck dafür, wie Menschen ihre bauliche Umgebung kreativ gestalten. Ob Ahnendarstellung, religiöse
Motive oder mythologische Gestalten: damit sie zu Museumsobjekten werden konnten, mussten sie erst ‹sammelbar› gemacht werden. Architekturteile wurden abmontiert, abgebrochen, zersägt oder von bereits zerfallenen Bauten eingesammelt, ehe sie in den ‹Markt der Dinge› eintreten konnten.
Die Intentionen hinter den Praktiken des Teilens sind aus heutiger Sicht nicht immer nachvollziehbar und selten rekonstruierbar. Ob religiöse Beweggründe, Sammelwut oder Zufall mitspielten, die Fragmentierung bewusst oder unbewusst geschah, bleibt in vielen Fällen offen.
Der Kopf ist in den vorspanischen Vorstellungen Sitz der Identität eines Individuums. Nach dem Prinzip pars pro toto repräsentierte ein Kopf sowohl den gesamten Körper wie auch die dargestellte Person selbst. Den Köpfen wurde deshalb bei der Gestaltung besondere Aufmerksamkeit zuteil. Identitäten wurden durch Attribute wie Haartracht und Schmuck oder die Darstellung von Augen, Mund, Nase und Ohren zum Ausdruck gebracht.
Je nach kulturellem Hintergrund manifestierten die ganzen Figuren Vorstellungen vom menschlichen Körper oder stellten individuelle Persönlichkeiten, Ahnen oder Gottheiten
dar. Solche Figurinen bei den Azteken waren Ausdruck der Volksreligiosität und wurden
für häusliche Heil- oder Fruchtbarkeitsrituale hergestellt.
106.-108.
Kopf eines Jaguarkriegers; Azteken; Zentralexiko; 1350-1521; Ton;
zwei Köpfe von Gottheiten; Azteken; Zentralmexiko; 1350-1521; Ton;
alle Slg. Lukas Vischer, gesammelt 1828-1837, IVb 708, IVb 871, IVb 1027
109.-112.
Kopf; Teotihuacan; Azcapotzalco, Mexiko; 600-900; Ton;
zwei Köpfe; Chichimeken; Zentralmexiko; 600-900; Ton;
Kopf; Azteken; Zentralmexiko; 1350-1520; Ton;
alle Slg. Aline Kugler Werdenberg, Geschenk 1948, IVb 1748, IVb 1746, IVb 1749, IVb 1750
113.-114.
Zwei Köpfe; Teotihuacan, Zentralmexiko; 600-900; Ton; Slg. Mario Uzielli, Kauf 1947, IVb 1722, IVb 1727
115.
Kopf; Teotihuacan, Zentralmexiko; 600-900; Ton; Slg. W. Münsterberger, Geschenk 1946, IVb 1703
116.-120.
Zwei Köpfe; Tlatilco, Zentralmexiko; 1300-800 v. Chr.; Ton;
Kopf; Azcapotzalco, Mexiko; 200 v. Chr.-650 n. Chr.; Ton;
zwei Köpfe; Teotihuacan, Zentralexiko; 250-800 n. Chr.; Ton;
alle Slg. Hans Annaheim, Kauf 1949 aus Slg. Feuchtwanger, IVb 2298, IVb 2299, IVb 2300, IVb 2301, IVb 2302
121.
Kopf; Teotihuacan; Zentralmexiko; 600-900; Ton; Slg. Gotthelf Kuhn, Legat 1975, IVb 4599
Einerseits gibt es einen natürlichen Prozess der Fragmentierung bei in der Erde befindlichen Figurinen, der durch konstante Druck- und Reibungsbelastung oder durch Material-
ermüdung an den fragilen Extremitäten verursacht wird. Andererseits deuten viele Funde
auf eine bewusste Fragmentierung von Figurinen und grösseren Plastiken hin. Bekannt ist etwa das rituelle Köpfen als Bestandteil von häuslichen Zeremonien, Entweihung von Gebäuden oder Neufeuer-Zeremonien. Bei dieser Zeremonie wurden für fünf Tage die
Feuer gelöscht und die Haushaltsutensilien und Darstellungen von «Idolen» zerstört. Am ersten Tag des neuen Jahres wurden in einer feierlichen Erneuerungszeremonie die Feuer neu entzündet und die Haushaltsgegenstände ausgetauscht.
122.
Kopf; Zapoteken; Oaxaca, Mexiko; 600–900; Ton; Slg. Antonie Staehelin Schaarwächter, Geschenk 1950, IVb 1902
123.-126.
Kopf; Zentralmexiko; 1200-200 v. Chr.; Ton;
Kopf; Mexiko; o. Datierung; Ton;
Kopf; Golfküste, Mexiko; 300-900; Ton;
Kopf; Maya; Mexiko; 600-900 n. Chr.; Ton;
alle Slg. Lukas Vischer, gesammelt 1828-1837, IVb 1053, IVb 425, IVb 399, IVb 420
127.-128.
Zwei Köpfe; Huasteca, Mexiko; 300 v. Chr.-200 n. Chr.; Ton; Slg. Ernst A. Ritter, Legat 1968, IVb 4206, IVb 4208
129.-131.
Drei Köpfe; Mexiko; 700 v. Chr.-100 n. Chr.; Ton, Farbpigmente; alle Slg. Locher, Kauf 1971, IVb 4395, IVb 4396, IVb 4397
132.-133.
Kopf; Mexiko; 600-900; Ton, Farbe;
Kopf; Golfküste; Mexiko; Ton;
beide Slg. Ernst und Annemarie Vischer Wadler, Legat 1996, IVb 5436, IVb 5437
Viele der Tonköpfe kamen ohne Fundkontext ins Museum. Dies macht weiterführende Inter-
pretationen schwierig oder gar unmöglich. Der fehlende Kontext und die fortgeschrittene Abnutzung der Bruchstellen verhindern zu bestimmen, welche Fragmentierung intendiert war und welche natürlich entstanden ist. Fehlen darüber hinaus die Darstellung der Haartracht oder Schmuckelemente, ist eine kulturelle Zuordnung nicht möglich. Dies ist auch bei einfachen Fälschungen der Fall, die seit dem 19. Jahrhundert mit Originalmodeln hergestellt werden.
134.-137.
Kopf; Golfküste, Mexiko; 600-900; Ton; teilweise Farbe;Drei Köpfe; Mexiko; o. Datierung; Ton; alle Slg. Lukas Vischer, gesammelt 1828-1837, IVb 421, IVb 419, IVb 1129, IVb 1133
138.-141.
Vier Köpfe; Mexiko; o. Datierung; Ton; Slg. Antonie Staehelin Schaarwächter; Geschenk 1951, IVb 2317, IVb 2331, IVb 2337, IVb 2340
Die Transformation von Material spielt in mexikanischen Ursprungsmythen eine zentrale Rolle. Ton ist ein Material, das durch menschliche Intervention transformiert wird. Beim Herstellen von Figurinen durch Modellieren und mit Modeln entsteht und wächst ein Körper. Dieser Schaffensakt wird durch die Transformation des Tons zu Keramik zu
etwas Dauerhaftem. Figurinen sind, wie menschliche Körper, widerstandsfähig und gleichzeitig verletzlich. Das Schaffen von gebrannten Figurinen wird für die Kulturen des vorspanischen Mexikos als Auseinandersetzung mit der Fragilität des menschlichen
Daseins interpretiert.
Tonköpfe waren populäre Sammelobjekte von Museen, Reisenden und Sammler*innen. Mit ihren physischen Merkmalen und exotisch anmutenden Darstellungen formten Köpfe die westlichen Vorstellungen von Menschen anderer Kulturen. Diese Köpfe waren jedoch keine naturgetreuen Abbildungen. Die Umsetzung gesellschaftlicher Normen in eine Kopf- und Körperdarstellung forderte von Hersteller*innen nicht nur eine Beschäftigung mit den philosophischen Grundlagen ihrer Kultur, sie mussten darüber hinaus konkrete Entscheidungen treffen: In welchem Massstab wird ein Kopf oder Körper dargestellt?
Welche körperlichen Aspekte werden betont oder weggelassen?
142.
Kopf; Westmexiko; 100 v. Chr.-300 n. Chr.; Ton; Slg. René M. Falquier, Depositum 1972, AMDepFalquier 46
143.
Kopf; Westmexiko; 300 v. Chr. -300 n. Chr.; Ton; Slg. Lukas Vischer, gesammelt 1828-1837, IVb 396
144.
Kopf; Mexiko oder Guatemala; 300-900; Ton; Slg. Carl Gustav Bernoulli, Geschenk 1878, IVb 394
145.-146.
Zwei Köpfe Smiling Faces; Golfküste, Mexiko; 600-900; Ton; Slg. Ernst und Annemarie Vischer-Wadler, Legat 1995, IVb 5438, IVb 5439
147.-150.
Kopf Smiling Face; Golfküste, Mexiko; 600-900; Ton;
Kopf; Golfküste, Mexiko; 600-900; Ton; Farbe;
Kopf einer Hohlplastik; Golfküste, Mexiko; 500-700; Ton;
Kopf einer Hohlplastik; Golfküste, Mexiko; 200-500; Ton, Farbe;
alle Slg. René M. Falquier, Kauf 1972, IVb 4504, IVb 4501, IVb 4526, IVb 4539
151.-152.
Zwei Köpfe; Golfküste, Mexiko; 300-900; Slg. Lukas Vischer, gesammelt 1828-1837, IVb 395, IVb 398
153.
Kopf; Golfküste, Mexiko; 600-900; Ton; Farbe; Slg. René M. Falquier, Kauf 1972, IVb 4500
«Der Steinkopf, ebenfalls von Khmerherkunft, ist im Gesicht wohl sehr verwaschen, aber bei günstiger Aufstellung und Belichtung von oben, die sicherlich bei Ihnen möglich ist, kommt der Ausdruck noch voll zur Geltung» (Rolf Eisenhofer an Fritz Sarasin, 6.12.1929).
- Kopf einer Buddhastatue; Lop Buri, Thailand; o. Datierung; Sandstein; Vorbesitzer Rolf Eisenhofer, Jacques Brodbeck-Sandreuter, Geschenk 1929, IIb 310
Die Bruchstellen an Hals und Kopf offenbaren das Schicksal der liegenden Stücke. Unabhängig vom Material weisen sie auf die Wucht des Zerteilens hin. Einstecklöcher, Holzzapfen oder Metallstäbe sind stumme Zeugen vergangener Präsentationen und der Ästhetisierung ihrer Versehrtheit. Für diese Ausstellung haben wir die Sockel und Halterungen entfernt, wenn es ohne weitere Beschädigung des Objekts möglich war.
- Kopf einer Steinskulptur; antike Region Gandhara, Pakistan; vmtl. 2.-4. Jh.; Kalkstein, vmtl. Travertin; Slg. Jean Eggmann, Geschenk 2003, IIa 11338
- Kopf einer Buddhastatue; Lop Buri, Thailand; o. Datierung; Sandstein, Farbpigmente, Holz; Vorbesitzer Rolf Eisenhofer, Alfred Sarasin, Geschenk 1931, IIb 314
- Kopf einer Buddhastatue; Kambodscha; vmtl. 11.-12. Jh; Sandstein, Spuren von Kleber und Ergänzungsmasse; Slg. Gotthelf Kuhn, Legat 1975, IIb 3179
«Wir zogen oft in eine kleine Strasse im Chinesenviertel, wo die Pfandleiher und Altertums-
händler ihre Buden aufgeschlagen hatten. Wir haben hier eine kleine Sammlung für unser Museum angelegt […] Es ist ein furchtbarer Raubbau mit den Heiligtümern dieses Landes, namentlich denjenigen des Nordens, getrieben worden. Die enthaupteten Buddhabilder sahen wir später zu Hunderten in den Tempeln stehen» (Rudolph Iselin 1949)
Die beiden Köpfe sind auf Sockeln fixiert und lassen sich nur mit dem Risiko einer weiteren Beschädigung lösen. So inszeniert, gerät der Akt der ‹Enthauptung› in Vergessenheit.
- Kopf einer Buddhastatue auf Sockel; Bangkok, Thailand; o. Datierung; Kupferlegierung; Slg. Rudolph Iselin, Legat 1963, IIb 2154
- Kopf einer Buddhastatue; Bangkok, Thailand; o. Datierung; Kupferlegierung, Reste eines Klebeetiketts; Slg. Rudolph Iselin, Legat 1963, IIb 2155
Ein Buddhakopf ohne Körper ist Ausdruck von gewaltsamer Aneignung, er missachtet das religiöse Empfinden von Praktizierenden. Losgelöst von ihren Körpern und sorgfältig ausgerichtet mutieren die Köpfe zu Kunstobjekten.
- Kopf einer Buddhastatue; Nord-Thailand; 17./18. Jh.; Kupferlegierung, Reste von Vergoldung; Slg. Werner Rothpletz, Geschenk aus Nachlass 1980, IIb 3465
- Kopf einer Buddhastatue; China; Tang-Dynastie, 618-907; Kupferlegierung; Slg. Hans Merian-Roth, Geschenk 1938, IId 1650a
«Es wird sehr vorteilhaft sein, wenn Sie die Köpfe, bevor sie Ihre Museumsfreunde sehen, auf einen einfachen Holzsockel stellen» (Rolf Eisenhofer an Fritz Sarasin, 16.11.1929)
Die Sockelung von Köpfen spiegelt den Geschmack der jeweiligen Zeit oder einen möglichen Verwendungszweck. Für eine Studiensammlung mögen hierbei andere Kriterien gegolten haben als für die Präsentation in einer Ausstellung.
- Kopf einer Statue; Ban Chiang, Thailand; 12./13. Jh.; Sandstein, Farbpigmente; Slg. Werner Rothpletz, Geschenk aus Nachlass 1980, IIb 3466
Ob es sich bei diesem Kopf im Khmer-Stil um einen gekrönten Buddha oder eine hinduistische Gottheit handelt, ist aufgrund des fehlenden Körpers nicht mit Sicherheit zu bestimmen.
- Kopf, vmtl. von einer Buddhastatue; Lop Buri, Thailand; o. Datierung; Sandstein; Vorbesitzer Rolf Eisenhofer, Fritz Sarasin, Geschenk 1929, IIb 309
Der Händler Rolf Eisenhofer bot dem MKB 1929 zahlreiche Buddhaköpfe an, darunter auch diese beiden. Ein Buddha ist in seinem Ursprungskontext keine Dekoration. Als Gefässe für spirituelle Energien sind Buddhafiguren und -bilder Teil der buddhistischen Praxis.
- Kopf einer Buddhastatue; Lamphun, Thailand; o. Datierung; Kupferlegierung; Rolf Eisenhofer, Kauf 1929, IIb 300
- Kopf einer Buddhastatue; Chiang Mai, Thailand; o. Datierung; Kupferlegierung, Gips; Vorbesitzer Rolf Eisenhofer, FMB, Depositum 1929, IIb 301
Der 36,6 kg schwere Buddhakopf aus Stein stammt aus einem Höhlentempel in der chinesischen Provinz Henan. Das MKB hat ihn während des Zweiten Weltkriegs für CHF 500 von einem Architekten aus Riehen angekauft. Mit dem dazugehörigen Sockel konnte der Kopf aufrecht präsentiert werden, gleichzeitig kaschierte er die Bruchstellen am Hals. Die schwarze Line am Stein zeigt den Übergang zwischen sichtbaren und unsichtbaren Bereichen.
- Kopf einer Buddhastatue; Henan, China; vmtl. Wei-Dynastie, 220-265; vmtl. Kalkstein; Vorbesitzer Emil Bercher, Kauf 1942, IId 1768
Alfred Sarasin-Iselin kaufte diesen Buddhakopf in München und schenkte ihn 1934 dem Museum. Ob das Fragment tatsächlich aus der buddhistischen Klosterruine von Takht-i-Bahi in der antiken Region Gandhara stammt, ist bislang nicht zweifelsfrei geklärt.
Ein Buddhakopf funktioniert als emblematische Ikone: der Kopf ist in der Regel leicht wiederzuerkennen.
- Buddhakopf; antike Region Gandhara, Pakistan; vmtl. 3./4. Jh.; Kalkstein, Pigmentreste; Slg. Alfred Sarasin-Iselin, Geschenk 1934, IIa 667
Ob dieses Bruchstück Ergebnis gewaltsamer Zerstörung ist, oder ob natürliche Verwitterung zur Fragmentierung geführt hat, ist nicht mehr festzustellen. Am Objekt finden sich Spuren einer früheren Montage, die belegen, dass der kleine Kopf als Einzelstück auf einem Sockel entweder privat oder öffentlich präsentiert wurde.
- Kopf einer Buddhastatue; Thailand oder Myanmar; o. Datierung; Sandstein, Farbpigmente, Reste von Gips; Slg. Paul Wirz, Kauf 1935, IIb 664
Die Darstellung eines Buddha wurde bereits in frühen buddhistischen Schriften festgelegt; sie ist bis heute für Kunstschaffende verbindlich und erfährt im religiösen Kontext wenig Veränderungen.
- Kopf einer Buddhastatue; Ayutthaya, Thailand; 19. Jh.; Kupferlegierung, Reste von Vergoldung, Pigmentreste; Vorbesitzer Rolf Eisenhofer, Kauf mit Mitteln aus dem Legat Nötzlin-Werthemann, 1929, IIb 305
- Kopf einer Buddhastatue; Ayutthaya, Thailand; vmtl. 17. Jh.; Kupferlegierung, Reste von Vergoldung; Slg. August Meyer, Geschenk aus Nachlass 1977, IIb 3380
- Kopf einer Buddhastatue; Thailand; vmtl. 19. Jh.; Kupferlegierung, Reste von Vergoldung, Pigmentreste; Slg. Gotthelf Kuhn, Legat 1975, IIb 3174
- Kopf einer Buddhastatue; Thailand; vmtl. 19. Jh.; Kupferlegierung, Reste von Vergoldung, Pigmentreste; Slg. Gotthelf Kuhn, Legat 1975, IIb 3175
- Kopf einer Buddhastatue; U’Thong, Lop Buri, Thailand; o. Datierung; Kupferlegierung, Reste von Vergoldung, Pigmentreste; Vorbesitzer Rolf Eisenhofer, Kauf mit Mitteln aus dem Legat Nötzlin-Werthemann, 1929, IIb 302
- Kopf einer Buddhastatue; Ayutthaya, Thailand; vmtl. 16. Jh.; Kupferlegierung, Holz, Klebstoff; Slg. August Meyer, Geschenk aus Nachlass 1977, IIb 3379
«Schöne Höhle Tham Phra […] In der ersten ein kleiner Tempel eingebaut, dahinter sehr viele Buddhas in Stein, Holz, Thon u. Metall, viele ohne Kopf. Schichten einen ganzen Haufen von Buddhatrümmern. Wäre ein guter Platz zum Graben, wenn Erlaubnis erhältlich. Kleiner Buddhakopf mitgenommen» (Reisetagebuch Fritz Sarasin).
- Kopf einer Buddhastatue; Tham Phra, Chiang Rai, Thailand; o. Datierung; Engobe; Slg. Fritz Sarasin und Rudolph Iselin, Geschenk 1932, IIb 342
Diese Büste schenkte der in Thailand lebende Schweizer Architekt Charles A. Béguelin dem Basler Rudolph Iselin. Die Bruchlinie verläuft schräg durch den Oberkörper. Mithilfe einer Eisenstange wurde die Büste auf einen Sockel montiert. Die an der Stange entstehende Korrosion greift den in der Figur verbliebenen Gusskern an und zersetzt ihn langsam. Die Stange wird nach Beendigung der Ausstellung entfernt.
- Büste einer Buddhastatue; Thailand; o. Datierung; Kupferlegierung; Vorbesitzer Charles A. Béguelin, Rudolph Iselin, Legat 1963, IIb 2153
Der Wunsch nach vollständigen Figuren regte Sammlerinnen, Händler und Museumsmitarbeitende an, kreative Zusammenstellungen anzufertigen − wenn etwa körperlose Köpfe auf andere Körper montiert wurden. Fein säuberlich ausgerichtet und mit etwas Leim nachgeholfen, fallen die kaschierten Bruchstellen und unterschiedlichen Gesteine, Zusammensetzungen des Tons und verschiedenen Herstellungsverfahren kaum auf. Bei einigen der Figuren stammen Kopf und Körper aus der gleichen Kultur, bei anderen aus unterschiedlichen Kulturen und Epochen.
- Figur; Azteken; Körper und Kopf: Mexiko; 1350-1521; Ton; Slg. Lukas Vischer, gesammelt 1828-1837, IVb 1101
- Mutter mit Kind; Sukhothai, Thailand; vor 1971; Keramik; Slg. Lucas Staehelin-von Mandach, Geschenk 1971, IIb 2960
- Sitzende Krippenfigur; Körper: Zentralmexiko; 1550-1700; Kopf: o. Datierung; Ton; Slg. Lukas Vischer, gesammelt 1828-1837, IVb 1026
- Figur; Azteken; Körper und Kopf: Mexiko; 1350-1521; Ton; Slg. Lukas Vischer, gesammelt 1828-1837, IVb 1148
- Sitzende Figur; Körper: Azteken; Mexiko; 1350-1521; Kopf: o. Datierung; Ton; Slg. Lukas Vischer, gesammelt 1828-1837, IVb 526
Einarmig oder kopflos: fehlende Körperteile fallen auf. Ob die Bruchstellen mit Absicht oder aufgrund der Fragilität des Materials entstanden sind, lässt sich nicht mehr feststellen.
Offen bleibt auch, zu welchem Zeitpunkt die Figuren zu Stückwerken wurden: War es die intensive Nutzung, die Art der Aufbewahrung, oder entstanden die Brüche beim Transport ins Museum? Die verborgenen Geschichten hinter den Fragmentierungen sind wohl vielfältig, aber viele Objekte behalten die Hintergründe ihrer Verwundung für sich.
- Sitzende Figur; Sherbro, Sierra Leone; vmtl. 15./16. Jh.; Stein; Vorbesitzer W. Greensmith, Walter Volz, Kauf 1907, III 2557
- Zwei stehende Figuren; Azteken; Zentralmexiko; 1350-1521; Ton; Slg. Lukas Vischer, gesammelt 1828-1837, IVb 441, IVb 471
- Tonfigur; Golfküste, Mexiko; 500-900; Ton; Slg. Antonie Staehelin-Schaarwächter, Geschenk 1951, IVb 2316
- Statue eines Geistlichen; Leuk, Wallis Schweiz; um 1600; Holz; Slg. Leopold Rütimeyer, Geschenk 1919, VI 8966
- Statue Maria mit Kind; Winterschwil, Aargau, Schweiz; 16. Jh.; Holz; Slg. Jakob Lörch, Kauf 1909, VI 3025
- Tempelfigur einer Musikerin; Gujarat, Indien; vor 1960; Holz; Slg. Georges Gogel, Kauf 1960, IIa 2359
Bei geschnitzten Figuren werden Geschlechtsmerkmale oft betont, indem Genitalien oder Brüste vergrössert herausgearbeitet werden. Diese offensive Darstellung von Geschlechtsmerkmalen stellte – vor allem für christliche Missionare – eine Provokation dar. Sexuelle Repräsentationen von Frauen und Männern wurden deshalb in einigen Fällen
‹neutralisiert›, indem Geschlechtsteile abgehackt wurden.
Das Erschaffen von Schnitzwerken ist bis heute ein wichtiger Bestandteil der Māori-Kultur. Dachaufsatzfiguren wie diese wurden am First von Vorrats- oder Versammlungshäusern befestigt. Sie gelten als Ahnen, die die Lebenden anleiten und beschützen.
- Figur tekoteko; Ngāti Porou, Aotearoa-Neuseeland; vor 1911; Holz (Podocarpus totara); Slg. Jean de Hollain, Kauf und Geschenk 1912, Vc 241
Inspiriert durch Jagd- und Schutzmythen wurden entlang des Yuat-Flusses männliche und weibliche Figuren angefertigt. Solche Figuren wurden auch gegen Krankheiten eingesetzt.
Der männlichen Holzfigur fehlt nicht nur Kopf und Tierfigur auf dem Rücken. Hinter dem Faserschurz ist auch das Geschlechtsmerkmal nicht mehr vorhanden. Der Grund für diese Neutralisierung ist nicht bekannt.
- Männliche Figur; Yuat, Papua-Neuguinea; vor 1955; Holz, Faser; Expedition Alfred Bühler 1956, Kauf 1962, Vb 17677
Das Zerstören von rituellen Gegenständen und religiösen Bildnissen war bereits ab dem 16. Jahrhundert missionarische Praxis. Durch Verbrennen, Zerschlagen oder Zerstückeln wollten Missionar*innen gegen das «Heidentum» vorgehen. Zerstörte Figuren wurden als Siegeszeichen des Christentums und der Mission gewertet und dienten der Machtdemonstration. Diese Stücke einer Gottheit oder einer vergöttlichten Ahnenfigur stammen aus der Sammlung der Basler Mission. Missionar Gustav Peter hat selbst bekannt, dass er an der Verbrennung von «Götzentempeln» beteiligt war.
- Beschädigte Figur einer Gottheit oder eines vergöttlichten Ahnen; Südindien; vor 1904; Ton; Sammler Gustav Peter, Slg. Basler Mission, Depositum 1981, Geschenk 2015, IIa 9828
Sind von figürlichen Darstellungen nur Bruchstücke vorhanden, gestaltet sich die Identifizierung des Abgebildeten oft schwierig. Hier verraten uns die Attribute der Steinskulptur, dass es sich um die Hindugottheit Parvati handelt, die Gemahlin Shivas. In der rechten Hand hält sie eine Gebetsschnur, ein Lotosstängel mit Knospe schmiegt sich an ihre rechte Körperseite. In ihrer linken Hand hält sie einen Fliegenwedel. Die Bruchstelle verläuft auf Hüfthöhe, der gesamte Unterkörper und Teile der Arme fehlen. Die beiden Löcher an der Unterseite zeugen von früheren Montageversuchen und Bemühungen, weitere Bruchstellen zu kaschieren.
- Parwati; Zentral-Java, Indonesien; 9.-11. Jh.; Stein; Slg. Werner Rothpletz, Kauf 1980, IIc 18748
Borobudur, die grösste buddhistische Tempelanlage der Welt, ist als Stupa gebaut und hat die Form einer begehbaren Stufenpyramide. Die Galerien der unteren Ebenen werden von über 1300 erzählerischen Reliefpaneelen flankiert. Neben dem Leben und Werdegang Buddhas sind auch Szenen des täglichen und rituellen Lebens auf Java im 8. Jahrhundert dargestellt. Folgen Pilger*innen diesen Geschichten, umkreisen sie das Denkmal mehrmals. Die Steinplatte ist ein kleiner Ausschnitt aus einem Figurenprogramm, der ohne Fortsetzung unverständlich bleiben muss: Die Bruchstellen kappen die Verbindung zur umfassenden Erzählung.
- Fragment eines Steinreliefs; Borobudur, Zentral-Java, Indonesien; vmtl. 8.-9. Jh.; Stein; Depositum FMB 1964, IIc 15924
«Durch das Fehlen eines Teils von Ohr und Schmuck ist das Flickwerk eindeutig erkannt».
In den 1960er-Jahren wurde im MKB intensiv über den Ankauf dieses Bodhisattva Padmapani diskutiert. Die schräge Bruchstelle auf der Rückseite, der zurechtgerückte Kopf und die Leerstellen bei Ohr und Schmuck führten schliesslich zum Entschluss, die Statue nicht anzukaufen. Da das Depositum von Richard Koch jedoch nie aufgelöst wurde, überliess seine Frau Rose nach dem Tod ihres Mannes dem Museum die Figur als Geschenk. Padmapani, der «Lotosträger», ist eine Erscheinungsform des Bodhisattva Avalokiteshvara, der Verkörperung des umfassenden Mitgefühls. Sogar der Stängel der Lotosblume in der linken Hand der Statue ist unterbrochen, die Blüte schwebt aufgrund der kaschierten Bruchstelle einfach in der Luft.
- Bodhisattva Padmapani; Zentral-Java, Indonesien; vmtl. 9.-10. Jh.; Stein; Depositum Richard E. Koch 1964, Geschenk Rose Koch-Lampert 1984, IIc 15925
Himmlische Nymphen werden in der hinduistischen Architektur oft dynamisch und bewegt dargestellt. Vom Unterkörper getrennt, ist bei diesem Relief-Fragment die Bewegung nur
zu erahnen. Das Sechskant-Metallstück im Rücken muss nach dem Zerteilen hinzugefügt worden sein. Es sollte wohl die senkrechte Montage an einer Wand ermöglichen, damit die halbe Nymphe möglichst gut zur Geltung kommen konnte. Unfreiwillig wurde die Metallstange zum Zeugen brachialer Vorrichtungen und legt jetzt als Stütze den Blick
auf die Bruchkanten im Stein frei.
- Fragment einer Himmelsnymphe; Südindien; vor 1975; Stein, Metall; Slg. Gotthelf Kuhn, Legat 1975, IIa 6551
Das Relief war vermutlich Teil eines indischen Tempelwagens. Die Holzzapfen an Ober- und Unterseite zeigen, dass es in eine grössere Szenerie eingebunden war. Aus dem Zusammenhang gelöst ist die dargestellte Szene schwer zu deuten. Möglicherweise ist es die Geschichte von Shiva in der Erscheinung als Kalari-Murti, der dem Jüngling Markandeya für seine hingebungsvolle Verehrung ewige Jugend verspricht.
- Figurenfragment eines Tempelwagens; Indien; vmtl. Mitte 20. Jh.; Holz; Slg. Kurt und Susanne Reiser-Erny, Geschenk 2005, IIa 11414
Darstellungen von Gottheiten dienen der Kommunikation mit dem Göttlichen und sind fester Bestandteil der hinduistischen Sakralarchitektur. Das Holzrelief stellt die Geschichte von der Errettung des Elefantenkönigs Gajendra dar. Als dieser von einem Krokodil, der Verkörperung der Triebhaftigkeit, attackiert wird, erscheint Gott Vishnu. Auf seinem Reittier, dem vermenschlicht dargestellten Sonnenadler Garuda, eilt er Gajendra zu Hilfe.
Die Szene war von weiteren Darstellungen umgeben, was die schroffen Bruchkanten zeigen. Mit einer grünlichen Masse sollten die Brüche kaschiert und die Fehlstellen ergänzt werden.
- Relief der Gottheit Vishnu; Indien; um 1880; Holz; Museum.BL, Depositum seit 1998, IIa 11131
Hölzerne Prozessionswagen werden anlässlich besonderer Festtage durch Dörfer oder Städte gezogen. Sie bringen Geschichten der Hindu-Gottheiten auch denjenigen nahe, die den Tempel nicht besuchen können. Der mehrköpfige und vielarmige Subramanya sitzt auf seinem Reittier, einem Pfau, Symbol der Unsterblichkeit. Seine rechte vordere Hand zeigt die Schutzgeste, die entsprechende linke die Geste der Wunschgewährung. Sein rechter
Fuss ruht auf einer Lotosblüte, Symbol der Reinheit und Hinweis auf seine Mutter, die Flussgöttin Ganga.
- Subramanya, Figurenfragment eines Prozessionswagens; Südindien; Anfang 20. Jh.; Holz; Slg. Jean Eggmann, Geschenk 2003, IIa 11354
Auf diesem Fragment eines Prozessionswagens ist eine reich geschmückte Tänzerin oder Himmelsnymphe zu sehen. Während die Bruchkanten links und rechts auf ein sorgfältiges Herauslösen der Figur aus dem Architekturprogramm hinweisen, hat die untere Bordüre beim Akt des Teilens sichtlich mehr gelitten. Zahlreiche Bohrlöcher auf der Rückseite verweisen auf frühere Montagen.
- Figurenfragment eines Prozessionswagens ratha; Indien; vor 1933; Holz; Slg. Jean Roux, Geschenk 1933, IIa 665
Die Tänzerin ist in der tribhanga-Körperhaltung dargestellt, der dreifachen Beugung an den Schultern, der Hüfte und den Knien. Sie erinnert an klassische indische Tanzstile. In ihrer Hand über dem Kopf hält sie ein Yakschweifwedel, dessen Spitze wohl der geraden Schnittkante beim Zerteilen des Reliefs zum Opfer gefallen ist. Die gezackte Bruchkante an der rechten Seite lässt erahnen, wie viel Kraft nötig war, um die Tänzerin aus der sie umgebenden Geschichte zu entfernen.
- Holzfragment mit der Darstellung einer Tänzerin; Indien; 20. Jh.; Holz; Slg. Ernst Handschin, Geschenk 1994, IIa 10904
Terrakotta-Reliefs zierten vom 17. bis zum 19. Jahrhundert viele Tempel in der Region Bengalen. Die dargestellte Hindugöttin Kali hat einen ambivalenten Charakter: Einerseits ist sie die Göttin der Zerstörung und des Todes. Andererseits wird sie als liebende Muttergottheit verehrt. In ihrer zornvollen Erscheinung hat Kali vier Arme, sie hält ein Schwert und den abgeschlagenen Kopf eines Dämons in den Händen. Ihr Ehemann, der Gott Shiva, hat sich ihr zu Füssen geworfen, damit sie innehält in ihrem rasenden Zorn.
- Relief der Göttin Kali; Bengalen, Indien; 18./19. Jh.; Ton, Holz, Farben; Slg. Basler Mission, Depositum 1981, Geschenk 2015, IIa 9825
Kali ist die zornvolle Erscheinungsform der Göttin Durga, einer der beliebtesten weiblichen Gottheiten der Hindu-Religionen. Die sitzende Figur auf diesem Relief könnte Durga darstellen. Die beiden Frauen zur Linken sowie der Mann zur Rechten von Kali sind vermutlich Verehrer*innen. Einmal in Stücke zerbrochen, halten heute Holzplatten und Leim die Tonreliefs zusammen. Wann die Bruchstellen fixiert wurden, ist unklar.
- Relief der Göttin Kali; Bengalen, Indien; 18./19. Jh.; Ton, Holz, Farben; Slg. Basler Mission, Depositum 1981, Geschenk 2015, IIa 9827
Im peruanischen Sarhua werden Häuser mit Hilfe von Freunden und Familienangehörigen gebaut. Ein Paar wird als Pate für die Weihung des Hauses ausgewählt. Seine Aufgabe ist
es, den Stützbalken für die Decke herzustellen und zu bemalen. Die Widmung erwähnt
ihre Namen und das Datum der Fertigstellung. Die Bemalung zeigt Heilige, Familienmitglieder und am Bau Beteiligte bei für sie typischen Tätigkeiten sowie die Sonne. In Sarhua werden heute bemalte Hausbalken unterschiedlicher Grössen für den Verkauf hergestellt.
- Stützbalken mit Bemalungen zur Hausweihung; Sarhua, Ayacucho, Peru; 1976; Holz, Farbe;
Slg. Valentin Jaquet, Geschenk 2012, PE 813
Die Zeremonialhäuser bei den Kwoma hatten V-förmige Dächer und waren auf beiden Seiten offen. Geschnitzte Firstbalken verlängerten die Dächer optisch. Die hölzernen Gesichter und Vögel schauten auf die Menschen herab. Während die Malereien und Skulpturen im Inneren für nicht Eingeweihte verborgen blieben, waren die Firstbalken von weit her sichtbar. Dem Wetter ausgesetzt, verloren die Schnitzereien nach und nach Struktur und Farbe. Wann dieser Firstbalken in zwei Teile zerbrach, ist nicht überliefert. Nach seiner Ankunft im MKB wurde der Vogel 1965 wieder an dem Balken befestigt. Nagel, Leim und Loch erinnern noch an die Bemühungen, die Bruchstellen zu kaschieren.
- Giebelpfosten in zwei Teilen; Kwoma; Washkuk-Hügelland, Papua-Neuguinea; vor 1955; Holz, Farbe; Alfred Bühler und Dadi Wirz, Kauf 1963, Vb 19919a+b
Manche der Firstbalken kamen bereits in Einzelteilen ins Museum. Die abgebrochenen Flügel der vogelartigen Figur legen das helle Holz frei und lassen die Wucht des Abschlagens erahnen. Die Bruchstelle am unteren Ende des Balkens deutet auf eine Fortsetzung hin.
- Stück eines Giebelpfostens; Kwoma; Washkuk-Hügelland, Papua-Neuguinea; vor 1955; Holz; Alfred Bühler und Dadi Wirz, Kauf 1963, Vb 19922
Verzierungen von Gebäuden waren beliebte Sammlungsobjekte für Ethnolog*innen. Das Zierstück ist ein Dämonenkopf ohne Unterkiefer, mit floralem Bart und grossen Eckzähnen (karang tapel).
- Zierstück mit karang tapel-Motiv; Bali, Indonesien; vor 1938; Holz, Farbe, Goldfarbe oder Reste von Blattgold; Slg. Ernst Schlager, Geschenk Sandoz AG 1938, IIc 7053
Einstecklöcher sind Zeugen gekappter Verbindungen zum ehemaligen Bauwerk. Der Stützsockel für einen Mitteldachpfosten zeigt ein fürstliches Paar (möglicherweise Rama und
Sita) in Tanzpose sowie Bhoma-Köpfe an den Seiten (karang bhoma) und Rabenköpfe als Eckverzierung (karang goak).
- Stützsockel sendi, für Mitteldachpfosten; Sanur, Bali, Indonesien; vor 1980; Holz, Farbe; gekauft von Urs Ramseyer 1980 im Rahmen einer Forschungsreise, IIc 19507
Neben künstlerischer Qualität und ästhetischer Ausdruckskraft verkörpern Architekturteile Aspekte und Vorstellungen der hindu-balinesischen Religion und des damit einhergehenden Weltbildes. Die Dreigliedrigkeit in Ober-, Mittel- und Unterwelt bestimmt auch die Bauart der Gebäude, die ein Haupt (Dach), einen Körper (Wohnraum) und Füsse (Fundament) haben. Stützsockel (sendi) werden entweder im Fundament als Basis für Tragpfeiler verwendet oder dienen als Sockel der Pfeiler im Dachrahmen, die den Firstbalken stützen. Eines der auffälligsten Verzierungselemente in der balinesischen Architektur ist der Kopf des Dämonen Bhoma. Man findet sein Gesicht mit den grossen, aufgerissenen Augen und den furchteinflössenden Reisszähnen an Tempel- oder Palasteingängen genauso wie an Stützsockeln. Als Sohn des Gottes Wisnu und der Erdgöttin Pertiwi wird er als Erd- und Unterweltdämon geboren. Auf Architekturteilen hat er eine apotropäische Wirkung: Er
hält negative Einflüsse fern und wehrt böse Geistwesen ab.
- Stützsockel sendi, aus einer Dachkonstruktion mit Bhoma-Kopf; Bali, Indonesien; vor 1937; Holz, Farbe; Slg. Theo Meier, Kauf 1937, IIc 6869
- Sockel sendi, mit Bhoma-Kopf; Bali, Indonesien; vor 1960; Holz, Farbe; Slg. Werner Rothpletz, Geschenk aus Nachlass 1981, IIc 18881
- Sockel sendi, eines Hauspfostens mit Bhoma-Kopf; Klungkung, Bali, Indonesien; vor 1972; Holz; gekauft von Urs Ramseyer 1972/73 im Rahmen eines Forschungsaufenthaltes, IIc 17611
- Stützsockel sendi, mit Bhoma-Kopf; Klungkung, Bali, Indonesien; vor 1930; Holz, Farbe; Slg. Paul Wirz, Kauf 1930, IIc 2758a+b
Palastbauten, Häuser von Würdenträger*innen und Versammlungsorte wurden in Kamerun oft mit aufwendigen Schnitzereien gestaltet. Menschliche Darstellungen zierten Trägerpfosten und Türpfeiler. Übereinander angeordnet hielten die Figuren oft Gegenstände wie Trinkhörner, Kalebassen oder Trophäen in der Hand. Bei diesem Pfosten können wir nur noch erahnen, was die mittlere Figur in den Händen hält.
- Pfosten; Kamerun; vor 1921; Holz; Slg. Herman Rolle, Kauf 1921, III 5621
Bei den Marind-anim wurden verschiedene Bauten für das soziale und kulturelle Leben errichtet. Der Ethnologe Paul Wirz bezeichnete dieses Architekturstück als «Pfosten einer Festhütte». Die Gabel oben diente wohl als Auflagefläche und Stütze für waagerechte Balken. Schnitzereien und Farbe zieren den Pfosten. Während das menschliche Gesicht nach unten blickt, schlingen sich links und rechts zwei Krokodile um das Architekturstück.
- Pfosten einer Festhütte; Südostküste, Papua, Indonesien; vor 1923; Holz, Farbe; Slg. Paul Wirz, Geschenk 1923, Vb 6318
Als Tragpfeiler stützen solche Skulpturen die Verandadächer im Innenhof des Königspalastes von Idanre. Schmucknarben zieren Gesicht, Brust und Arme dieser Skulptur, die wohl einen mythischen und hochrangigen Krieger darstellt. Die Öffnung oberhalb des Kopfes diente als Einsteckstelle für einen weiteren Balken.
- Tragpfeiler; Idanre, Nigeria; vor 1976; Holz, Farbpigmente; Slg. L. Doumbia, Kauf 1976, III 19535
- Close-Up
Detailaufnahmen von Objekten der Ausstellung «Stückwerk», 2022
© MKB, Fotograf Omar Lemke und Mitglieder des Teams Konservierung & Restaurierung
IIa 9825, Relief der Göttin Kali; IIb 300, Kopf einer Buddhastatue; IIb 301, Buddhakopf; IIc 23, Becken zum Brotbacken; IIa 9827, Relief der Göttin Kali; IIc 333, Baumstammsarg; IIc 15925, Bodhisattva Padmapani; IIc 18881, Sockel sendi mit Bhoma-Kopf; IIc 19865, Totenerinnerungsfigur kapatong oder tempatong; IId 1768, Kopf einer Buddhastatue; IId 6062, Mantel hanten; IId 10766, Teeschale chawan; III 1391, Kraftfigur nkisi nkonde; III 2007, Reliquiar byeri; III 3025, Kraftfigur nkisi; III 3670, Kraftfigur nkisi; III 4019, Kraftfigur nkisi nkonde; III 5078, Kraftfigur biteki; III 13136, Kalebasse; III 13137, Kalebasse; III 14527, Schale; III 14790, Holzschale; III 18076, Hemd (vmtl.) eines Musikers; III 20694, Jägerhemd; III 23539, Figur Sakpata; III 23807, Umschlagtuch ntshak; III 26439, Jägerhemd; III 24800, Kalebasse; IVb 3870, mola-Bluse; IVb 5438, Kopf Smiling Face; IVc 26753, Männliche Statue foonhunraaga; VI 31754, Klosterarbeit mit Reliquien; IVb 4501, Kopf einer Hohlplastik; Vb 4715, Schale; Vb 4976, Holzschale; VI 1442, Schüssel; VI 3412, Krug; VI 8066, Teppich; VI 23927a, Haussegen; VI 66278, Kupferkessel; VI 69262, Fasnachtskostüm; VI 70518.05, Rahmbecken; VII 597, Schamanisches Gewand