Vom Blatt ins Herz
In Trimbach bei Olten werden Kinderzeichnungen in Stofftiere verwandelt. Ein Werkstattbesuch zeigt: Kinder sehen die Welt mit anderen Augen. Der Museumsshop bietet Gutscheine für die einzigartigen Stücke an.
So sieht also ein Ort aus, an dem Kinderwünsche wahr werden: Nur wenige Meter von der Aare entfernt steht das Haus, in dessen Briefkasten vielleicht die meisten Kinderzeichnungen der Schweiz landen. Nadelbäume verdecken die Sicht auf den Eingang der Werkstatt.
Was hier hergestellt wird, ist einzigartig: «eiswiekeis» heissen die Stofftiere, die nach dem Vorbild von Kinderzeichnungen hergestellt werden. Die WG Treffpunkt bietet berufliche Integrationsplätze für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung.
Die 16 Näherinnen und Näher haben durch die Herstellung der Stofftiere seit 2013 abwechslungsreiche und sinnvolle Einzelprojekte, die sie fertigstellen können.
Jedes Stück ein Unikat
In der Werkstatt herrscht geschäftiges Treiben. Es wird geschnitten, gestanzt und gestopft. Ein Blick in den Ordner mit den eingesandten Kinderzeichnungen zeigt einen lächelnden Lauch. Er ist der nächste, der Wirklichkeit wird.
Die Kinder haben eine klare Vorstellung von den Stofftieren, was sich auch in der Arbeit niederschlägt. «Die grösste Herausforderung ist die Material- und Farbwahl.» sagt Nicole Müller, Arbeitsagogin in der WG Treffpunkt. Die Kinderzeichnungen seien sehr unterschiedlich, was die Materialbeschaffung anspruchsvoll mache.
Viele Schritte zwischen Zeichnung und Stofftier
Sechs bis acht Wochen kann es dauern, bis die Zeichnung zum Stofftier wird. «So ein Werk kommt nicht auf Knopfdruck», sagt Müller. Es müssen viele Überlegungen gemacht werden, die erst auf den zweiten Blick auftauchen: Bringt man die Beine der Katze nun nebeneinander oder hintereinander an? Die Dreidimensionalität hat ihre Tücken.
Die Stofftiere ziehen von Station zu Station, werden ausgeschnitten, genäht und gefüllt. Höchste Priorität hat immer die Ähnlichkeit zum gestalteten Vorbild.
Aus dem ruhigen Trimbach bei Olten reisen die neuen besten Freunde der Kinder im Anschluss per Paketpost an den Zielort. Artgerecht verpackt, versteht sich.
«Genau so wie ech ne ha welle!»
Die Rückmeldungen der Kinder werden gut sichtbar an einer Wand befestigt und motivieren die Mitarbeitenden.
Neben vielen Fotos der jungen Künstler mit ihrem Stofftier kommen auch einige Mails rein. Das wohl grösste Kompliment kam vor einigen Wochen an: «Mami, de esch genau so wie ech ne ha welle!» zitiert eine Mutter ihren Sohn.